Liedkabarett

makaber, taktlos aber sauber

2 CD Betreutes Singen

2 CD Betreutes Singen

2 CD Betreutes Singen
2023, Sechzehnzehn 08462
Zu bestellen über buschfunk.com

CD 1 Betreutes Singen

  1. Betreutes Singen
  2. Ungelöste Fragen
  3. Fabelhaft
  4. Streß
  5. Aufforderung zum TÜV
  6. Klassentreffen
  7. Ich liebe diese Massen (Cool am Pool II)
  8. Uns're Liebe ist die Tür zum Sonnenschein Studio-Version
  9. (Das kommt alles von der) Rezession
  10. Müssen muß ich gar nichts
  11. Französischer Abend
  12. Nehmt 'ne Alte
  13. Meine Diät Studio-Version
  14. Beim Arzt
  15. Das hab'n wir uns verdient
  16. Oh, Mama!
  17. Abschied

CD 2 Das Beste aus 50 Jahren

  1. 10 böse Autofahrer '93
  2. Ein Pferd wie du und ich live
  3. Ballade in Blech live
  4. Ballade von Hermann Schmatzki live
  5. Tamara live
  6. Neues aus aller Welt live
  7. Der letzte Kunde live
  8. Tropft alledem
  9. Cool am Pool
  10. Spinne im Amt
  11. Kost the Ost
  12. Titel-Bild
  13. Tragen sie ihren Arzt oder Apotheker
  14. Wettermän
  15. Ich bin nicht dick live
  16. Kommt 'ne Frau zum Arzt
  17. Echte Männer live
  18. Wünsche live
  19. Stammtisch
  20. Fernseh'n
  21. 10 Genießer

Unsere aktuelle CD Betreutes Singen versammelt 13 neue Lieder, die seit dem Erscheinen der CD "Stammtisch" 2015 entstanden sind, darunter "Ich liebe diese Massen", eine neue Variante von "Cool am Pool" (1994). Dazu kommen mit "Aufforderung zum TÜV" wieder ein Lied von Ulrich Roski (1944-2003) und mit "Nehmt 'ne Alte" die Bearbeitung eines Klassikers von Otto Reutter (1870-1931). Außerdem wurden zwei ältere Lieder im Studio neu eingespielt, da von "Unsre Liebe ist die Tür zum Sonnenschein" (1977) und "Meine Diät" (2009) bisher nur Live-Aufnahmen existierten. Schließlich kam auch noch "Oh, Mama!" von 1987 dazu, weil es auf der CD 2 "Das Beste aus 50 Jahren" keinen Platz mehr fand, aber unserer Meinung nach unbedingt dazu gehört.

Damit das Booklet der CD nicht zu dick wird und noch in die Hülle paßt, haben wir diesmal auf den Abdruck der Texte darin verzichtet und reichen sie hiermit komplett allen daran Interessierten nach. Viel Spaß!

Betreutes Singen

Text: Thomas Schmitt (2016/23) / Musik: Frank Sültemeyer

TS:
Nach ganzen fünfzig Jahren ist der Lack ja wohl schon ab
und das Bühnenhemd vom letzten Jahr sitzt auch schon ganz schön knapp.
Die Puste geht mir manchmal schneller als die Haare aus
und die Erbschleicher und -rinnen lungern schon vor meinem Haus.

FS:
"Mut, Tatendrang und Schönheit" stand auf uns'ren Fahnen.
Was davon wohl noch übrig ist, fragen Veteranen
in Ottendorf-Okrilla, Tambach-Dietharz und in Vitte,
am Rennsteig, auf dem Brocken, in der Rhön und Berlin-Mitte.

TS:
Während ich noch glaube, ich sing' heut' mit mehr Gefühl,
denken and're, MTS heißt mä:k'lig, tutt'lich und senil!
Doch freut euch nicht zu früh, denn ich mache noch nicht schlapp,
mein junger Musikus neben mir hält mich auf Trab.

FS:
Ich pumpe ihm die Reifen vom Rollator auf und dann
zieh' ich ihm das Bruchband fest und Stützstrümpfe an.
Nebenbei spiel' ich Gitarre und Klavier, vor allen Dingen
aber sag' ich ihm, wo's lang geht

TS&FS:
Ja, das ist "Betreutes Singen"!

Ungelöste Fragen

zusammengestellt, ergänzt und gereimt von Thomas Schmitt (2018/19) / Musik: Frank Sültemeyer

Es gibt noch viele ungelöste Fragen -
und so manche liegt uns mächtig schwer im Magen.
Zum Beispiel:

Ist ein Raumschiff voller Frauen unbemannt?
Wird "Lattenrost" eine Geschlechtskrankheit genannt?
Sind nymphomane Hündinnen zwangsläufig
und Muskelkater bei trainierten Katzen häufig?
Die Creme, die zwanzig Jahre jünger machen soll,
ist die für Neunzehnjährige gefahrenvoll?
Sind Katholiken auf der Demo Protestanten?
Ist Muckefuck ein Seitensprung bei Musikanten?

Die Frage: woran ist das tote Meer gestorben?
hat uns schon so manchen Spaß verdorben.
Und gibt 's für Wintereinbruch noch Bewährung?
Sowas bedarf doch endlich einmal einer Klärung!

Was fühl'n verliebte Schmetterlinge wohl im Magen
und dürfen Vegetarier welche darin haben?
Ist ein Mähdrescher jemand, der Schafe schlägt?
Ist noch im Ruhestand, wer sich zur Nacht hinlegt?
Darf man die Tagesdecke auch bei Nacht verwenden?
Warum drückt man Start, um Windows zu beenden?
Wenn eine Stiftung Vibratoren testen tut,
ist dann 'befriedigend' noch besser als nur 'gut'?

Wenn Rapper rappen, Rockstars rocken, was tun Popstars hier?
Und gibt es eingefleischte Vegetarier?
Und warum Nasen laufen, während Füße riechen,
fragten sich bereits die alten Griechen.

Tja, das sind Fragen, die uns das Leben stellt:
Warum ein Rollmops schmeckt und nicht bellt?
Warum in Hosen wir bei Rock-Konzerten waren - und
darf man im Schaltjahr auch mit Automatik fahren?
Wenn ein Professor Wurst auf 's Butterbrot aufträgt,
Ist dies dann wissenschaftlich belegt?

Wenn Staubsaugervertreter Staubsauger verkaufen,
was hab'n dann Volksvertreter für 'n Geschäft zu laufen?

Und wann gingen schließlich und aus welchem Grunde
Sex, Drugs & Rock 'n' Roll mal vor die Hunde
und verwandelten sich, langsam aber sicher
in Laktoseintoleranz, Veganismus und Helene Fischer?

Fabelhaft

Text: Thomas Schmitt, nach einem Witz (2022) / Musik: Frank Sültemeyer

In einem alten Wald steht ein Baum auf einer Lichtung;
er bietet vielen Tieren Platz und Stoff zur Fabeldichtung.
Ein Rabe sitzt auf einem Ast, ein zweiter kommt hinzu,
sieht den ersten an und fragt ihn dann: "Was machst denn du?"

Und der antwortet:

"Ich sitze hier und lege meine Flügel in den Schoß,
und gucke blöd' in die Natur und find' das ganz famos!"

Da sagt der Zweite: "Das erscheint mir sehr erstrebenswert!"
Dann setzt er sich dazu und guckt genauso blöd daher.
Ein Häschen hoppelt durch den Wald und sieht das Rabenpaar
oben auf dem Baum und fragt: "Nanu, was macht ihr da?"

Und die Raben antworten:

"Wir sitzen hier und legen uns're Flügel in den Schoß,
und gucken blöd' in die Natur und finden das famos!"

Der Hase ruft begeistert: "Da mach ich mit im Nu!"
und setzt sich unter'n Baum. Da kommt auch noch der Fuchs dazu.
Schließlich finden auch noch Wolf und Bär die Sache wunderbar.
So trifft sie der Jäger und fragt: "Was macht ihr denn da?"

Und die Vier antworten:

"Wir sitzen hier und legen uns're Pfoten in den Schoß,
und gucken blöd' in die Natur und finden das famos!"

Da sagt der Jäger: "Alles klar!" und legt die Flinte an,
schießt die Viere über'n Haufen und verschwindet dann.
Die Raben oben auf dem Ast beobachten derweil
was da unten vor sich geht und denken sich ihr Teil:

Untätig sein, blöde gucken und nicht schwitzen
können sich nur die leisten, die ganz oben sitzen!

Streß!

Text: Thomas Schmitt (2018) / Musik: Frank Sültemeyer

Ich komm' einfach nicht zur Ruhe
und was immer ich auch tue,
ob ich wiege oder meß, ich hab' Streß.
Im Bett und auf der Lauer,
ob ich feier' oder trauer',
ob nun leise oder laut, ich hab' Burnout.

Selbst beim Essen komm' ich nicht mal mehr zum Kauen
und natürlich hapert's dann auch beim Verdauen.
Zu Haus' und im Gelände,
wie ich's drehe oder wende,
ich bin mit meinen Nerven stets am Ende.

Ich bin immer durch den Wind.
Für alles Schöne bin ich blind.
Steh' auf mit dem falschen Fuß. Ich bin Konfus.
Und ich komme auch seit Wochen
nicht dazu, mir was zu kochen
Denn mir fehlt - meine Schuld? - die Geduld.

Ich kann nicht mal mehr in Ruhe ein Buch lesen
auch im Kino bin ich lang' nicht mehr gewesen.
Selbst beim Flirten seh'n die Frau'n
mich an Fingernägeln kau'n.
Ich hab' den nineteenth nervous breakdown.

Nur bei einer Sache bin ich ganz gelassen.
Wie ich da ruhe, kaum zu fassen.
Da lieg' ich stundenlang und entspanne
in meiner schönen großen Badewanne!

Verschone mich mit Duschen!
Ich steig' in meine Puschen
und schlurfe in das Bad zu meiner Wanne.
Strömt das Wasser ins Gefäß,
dann entblös' ich das Gesäß
und alle Herrlichkeit an einem Manne

Dann steig' ich mit der Seife in die Fluten,
Dank der Bürste kann die Haut wieder durchbluten.
Doch wer mich dabei stört,
meine Warnung überhört
und den Stöpsel zieht indes, DER kriegt Streß!

Aufforderung zum TÜV

Text und Musik: Ulrich Roski; LP "Der Nächste bitte!" 1977
Veröffentlichung des Textes mit freundlicher Genehmigung von Sandra Roski

An meinem Scheibenwischer klemmte mal ein Brief, darin lud man mich höflich ein,
mein Auto umgehend vorzustellen beim technischen Überwachungsverein.
Und um der Volksweisheit Rechnung zu tragen, dass guter Rat teuer sei,
fügte man der Einladung noch eine bereits ausgefüllte Zahlkarte bei.
Ich will hier nicht für meinen Wagen werben, weil das doch bloß immer Ärger nach sich zieht,
doch ich kann andeuten, dass er einem heimischen Schwimmvogel nicht unähnlich sieht.
Diese Type ist beim TÜV so gut wie chancenlos, doch mancher hat schon unter der Hand,
seine Karre durchgeschleust, indem er einen 50-Mark-Schein an den Auspuff band.

Ich denke: "Fährste mal gleich hin.", schlag' die Tür zu, da fällt vorn links der Kotflügel ab,
das ist ärgerlich weil ich grad letzte Woche schon den rechten verloren hab.
Damit der Prüfer sich nicht gleich von solchen Äußerlichkeiten beeinflussen läßt,
hefte ich das Ding ganz unauffällig mit ein paar Streifen Lassoband fest.
Von einem Mann im weißen Kittel wird der Wagen so geschickt auf den Prüfstand gelenkt,
daß das rechte Vorderrad graziös und voller Anmut in die Grube hängt.
Der Mann steigt aus und fragt mürrisch, was es denn da eben zu lachen gab,
in dem Moment fällt mir ein, dass ich den 50-Mark-Schein leider doch vergessen hab.

Nun mäkelt er an allem 'rum und macht Kreuzchen auf seinem Prüfungsbericht,
es fängt schon damit an, dass der Verbandskasten irgendeiner Norm nicht entspricht.
"Da hab ich gar nichts mit zu tun", entgegne ich heiter und unbesorgt,
"den hab ich mir sowieso bloß für den heutigen Termin von meinem Tankwart geborgt."
An den Sicherheitsgurten, nörgelt er weiter, sei ja gar kein Verschluß,
ich erklär' ihm, dass man einfach die beiden losen Enden zusammen' knoten muss.
Das Abblendlicht geht nicht, und ich sag ihm: "Das ist auch kein Malheur,
ich bin von hause aus Nachtblind und fahr bei Dunkelheit ohnehin nach Gehör."

Als er das Auto dann von unten angeguckt hat, macht er ein betrübtes Gesicht,
Er sieht bloß Pappe statt des Bodenblechs, ich tröste ihn: "Na, wenigstens rostet die nicht."
Um mir 'ne Chance zu geben, fragt er ob wenigstens die heizbare Heckscheibe geht.
Ich sag: "Na klar, jedenfalls wird der entsprechende Schalter immer heiß wenn man ihn dreht."
Schließlich nuschelt er noch, die Hinterräder hätten gar kein Reifenprofil mehr,
Ich ruf verärgert: "Hör'n Sie mal junger Mann, Ihr Profil gibt ja nun auch nicht viel her!"
Dann wird mein Auto auf den Hof geschoben, und man schickt mich zu Fuß nach Haus,
Also demnächst wähl ich mir meine Einladungen aber etwas kritischer aus.

Klassentreffen

Text: Thomas Schmitt, nach einem Witz (2019) / Musik: Frank Sültemeyer

Ein paar ehemal'ge Schüler und -rinnen treffen sich
nach über vierzig Jahren wieder, rein zufällig.
Man frischt alte Geschichten auf und plötzlich sagt der Steffen:
"Mensch Leute, wie wär's denn mal mit einem Klassentreffen?"
"Jawoll!" jubeln alle. Rita aber fragt: "Wohin?"
"In den Ratskeller" meint Klaus, "zur gut gebauten Kellnerin!"

Das Treffen wird erfolgreich, fast alle sind gekomm'n
und die Idee zehn Jahre später noch einmal aufgenomm'n.
"Und, wieder im Ratskeller?" fragt Rita unterdessen.
"Unbedingt!" ruft Klaus, "Da gibt es weit und breit das beste Essen!"
Es kommen dies' mal weniger, doch das ist okay,
ein paar sind schon für immer fort, statt Schnaps trinkt mancher Tee.

Wie schön, wenn wir uns wiedersehen nach so vielen Jahren!
Wir freuen und erklär'n uns, was und wo wir seitdem waren.
Wir erinnern uns auch gerne an all die doofen Leute,
die uns auf den Sack gegangen sind, als wär' es heute!

Nach zehn Jahren läuft man sich mal wieder über'n Weg,
wobei Steffen ein erneutes Klassenstelldichein anregt.
Auch und gerade weil sich schon die Reihen weiter lichten
sollte man dies alsbald hier im Ratskeller ausrichten.
"Genau!" ruft da der Klaus, den Rollator fest im Griff,
"Treppen steigen, das war gestern, die hab'n da jetzt 'n Lift!"

Wie schön, wenn wir uns wiedersehen nach so vielen Jahren!
Wir freuen und erklär'n uns, was und wo wir seitdem waren.
Und selbst im kleinen Kreise bewährt sich die Idee,
nur zeigt man jetzt and're Bilder: Hüfte, Knie und EEG.

Noch mal nach zehn Jahr'n, die letzten überleb'nen Drei
treffen sich im Rollstuhl und am Stock in einer Bäckerei.
Nachdem man sich erkannt hat, fragt plötzlich da der Steffen:
"Mensch Leute, was haltet ihr von einem Klassentreffen?"
"Bloß nicht so weit weg." sagt Rita und greift sich an 's Knie.
"Ich hab 's!" ruft Klaus, "im Ratskeller, da war'n wir noch nie!"

Ich liebe diese Massen (Cool am Pool II)

Text: Wolf-Dietrich Fruck (1994) / Thomas Schmitt (2018); Musik: Frank Sültemeyer

Seh' ich wo eine Schlange
dann zög're ich nicht lange
und reih' mich hinten ein
nur um dabei zu sein

Die größ:ten Urlaubsschiffe
sind meine Inbegriffe
von obergeil und krass
Ja, da macht Urlaub Spaß

Ich bin nicht gern alleine
im Urlaub sowieso
Nur wenn ich mittenmang bin
werde ich so richtig froh!

Ich liebe diese Massen
das Schubsen am Bufett
Erst wenn es richtig voll ist
dann wird der Urlaub nett!

Ich liebe diese Masssen
die Drängelei am Pool
So knüpfe ich Kontakte
dann wird der Urlaub cool

Bevor ich losfahr' schau
ich, wo steht man im Stau?
Da stell' ich dann im Nu
die Rettungsgasse zu

Bei Crashs und Katastrophen
hält mich nichts hinter'm Ofen
Ich filme, gaffe, staune
Ja, das hebt meine Laune

Ich bin in Fußballstadien
bei Demos sowieso
Nur in den Menschenmassen
da bin ich so richtig froh!

Ich liebe diese Massen
die Panik, das Geschrei
da, wo die Luzie abgeht
da bin ich ich mit dabei

Doch wenn in der Mittagsruhe
am Platz vor meinem Haus
die Kinder Fußball spielen
da rast ich total aus!

Unsre Liebe ist die Tür zum Sonnenschein

Text und Musik: Thomas Schmitt (1976)

Da war Sand im Kasten, und da warst auch du
Wir waren Kinder, und die Sonne sah uns zu
Jeder Tag war sorgenfrei und es war März
Da nahmst du meine Kuchenform und auch mein Herz

Ja, das war damals und noch heut sind wir ein Paar
Und die Welt ist noch genauso wunderbar
Und wenn's regnet wissen wir nur ganz allein
Unsre Liebe ist die Tür zum Sonnenschein

Dann haben wir uns lange nicht geseh'n
Auf dem Schulhof sah ich dich dann plötzlich steh'n
Wieder schien die Sonne, doch es war Herbst
Ich gab dir eine Zigarette und mein Herz

Ja, das war damals und noch heut sind wir ein Paar ...

Da bin ich, da bist du, da sind wir zwei
Wir versteh'n uns jeden Tag ganz einwandfrei
Und wir lieben und wir lernen immer nur
Wenn wir groß sind, machen wir das Abitur

Ja, das wird morgen und dann sind wir noch ein Paar
Und die Welt ist noch genauso wunderbar
Und wenn's regnet wissen wir nur ganz allein
Unsre Liebe ist die Tür zum Sonnenschein

Ja, das war damals und noch heut sind wir ein Paar ...

(Das kommt alles von der) Rezession

Text: Thomas Schmitt, Herbert Treichel (1994/1996/2022) / Musik: Frank Sültemeyer

Im Radio kommt morgens die Information
"Die besseren Zeiten lieg'n hinter uns schon!"
Die Börsianer flüchten in die Option
Hausfrauen in die Prostitution
Der Papst ringt verzweifelt um Absolution
Denn jetzt droht uns eine Rezession

Alles wird teurer! Man überlegt schon
Kann ich noch essen oder nur wohn'?
Für's Heizen allein reicht der Monatslohn
Der Sprit ist so kostbar wie Dom Perignon
Und die Fachkräfte sind alle auf und davon
Das kommt alles von der Rezession

Auch mich erwischt es beim Aufstehen schon
Krieg' aus'm Hals kein'n richtigen Ton
Ich schlepp' mich in's Bad, such'n Hustenbonbon
Da sitzt meine Frau und fragt voller Hohn
"Na, gestern wieder 's Kampftrinken gewonn'?"
Nee, das kommt von der Rezession

Was lehrt man die Kinder heut' nicht alles schon
In der Schule, doch fehlt oft die Motivation
Ich erklär meinem Bub in geduldigem Ton
"Du lernst für das Leben!"
Sagt er: "Weiß ich schon."
Ach, und wie kommst du zu dem Scheißzeugnis mein Sohn?!
"Aber Papa, das liegt an der Rezession!"

Wenn den Abgeordneten in Person
Diätenanhebungsausfälle droh'n
Bezahl'n sie den Schampus vom Freibetrag schon
Macht der Finanzminister 'ne Revision
Was, da fehl'n ein paar Milliarden? Pardon!
Das kommt alles von der Rezession

Und abend's im Fernseh'n, ihr ahnt es schon
Da streitet ein jeder nach seiner Fasson
Beim Talk stundenlang auf dem Cheselon
Um den politisch korrekten Umgangston
Drei Minuten bleib'n nur noch für Information
Das kommt alles von der Rezession

Nur Wenige profitieren davon
Kassieren uns ab ohne Skrupel und drohn'n:
"Verlangt jetzt bloß nicht noch mehr Lohn
Denn das befeuert die Rezession!"
Warum bringt denn die niemand zur Raison?
Die Antwort hatten wir in der Schule schon

Vielleicht stört ihr euch seit längerem schon
An unserem etwas zu vorlauten Ton
Und hörtet ihr dies oder jenes Chanson
Von uns einmal wesentlich komischer schon
Steh'n in keinem Verhältnis dazu die hoh'n
Eintrittspreise? Tja, die Rezession!

Und kommt dann doch keine Rezession
Na, wir haben ja noch die Inflation!

Müssen muß ich garnichts

Text: Thomas Schmitt (2022); Musik: Frank Sültemeyer

In Elternhaus und Schule, Kindergarten und im Hort
wird gefordert, du mußt ehrlich sein bei Arbeit, Spiel und Sport,
immer pünktlich sein und alles aufessen bei Tisch.
Aber die das fordern, kümmert das doch selbst oft nicht.

Mein Vater wäre nie - worauf ich meinen Arsch verwette -
im Vorstand, wenn er immer nur die Wahrheit gesagt hätte.
Doch 'nen Scheidungsanwalt hätte er sich längst genommen,
hätt' er meine Ähnlichkeit mit unser'm Milchmann mitbekommen.

Auf Sätze wie "Du hattest doch mal in der Schule Russisch,
das mußt du doch noch können!" sag ich: "Einen Scheißdreck muß ich!"

Damit ist auch schon angedeutet, was ich wirklich muß;
ich hör' nur auf meinen Körper, der erzählt mir keinen Stuß!
Ich muß mir nichts mehr merken und Kopfrechnen, denn ich bin
der Besitzer eines Smartphones: Google, Rechner, alles drin!

Auch mit der Pünktlichkeit nehm' ich 's nicht mehr so genau,
ich kann von überall anrufen: "Tut mir leid, ich steh' im Stau!"
Komm' ich mal völlig zugedröhnt von einer wilden Sause
und weiß nicht mehr wohin, mein Navi bringt mich schon nach Hause.

Und bloß, weil mal die Sonne scheint, muß ich noch lange nicht
an die frische Luft. Ich brauche Ruhe und kein Licht!

Müssen muß ich gar nichts, ich muß nur, wenn ich mal muß
und das ist auch schon alles, was ich dazu wissen muß!

Jetzt hör' ich euch schon sagen: "Sag mal, muß das denn so sein?
Du mußt doch auch voll Rücksicht für die ander'n Leute sein!"
DIE Zeiten sind vorbei, wollt ihr das nicht kapieren?
Heutzutage muss man garnichts, das müßt ihr schon akzeptieren!

Französischer Abend

Text: Eric Herold; Musik: Frank Sültemeyer

Et hat mir heut' die haut volée
einjeladen zur Soirée.
Ick fall nich uff und sach "mon dieu,
au revoir und enchanté",
seh jut aus und bin adrett
mit Paletot und Chemisette.

Man reicht Baguette mit Mayonaise
dazu Knallbrause champagnaise,
doch da naht schon die Malaise:
dit Zeugs kribbelt inne Neese!
Ick sach mit vollem Mund "hatschi",
danach noch leise "c'est la vie"
und Fini war 't mit adrett:
- imma ruff uff 's Chemisette!

Dit kann mir ja nich alterieren,
kann doch jedem ma passieren!
Ick bewahre Contenance
und ergreife meene Chance,
dreh' mir um, will zur Toilette,
wat ick bleiben lassen hätte,

hätt ick dit Tablett jeseh'n
und den Rotwein dadruff steh'n!
Leicht touchiert ward dit Tablett:
- imma ruff uff 's Chemisette!

Die haut volée schien mir pikiert,
ick selba war ooch leicht geniert,
und sage h&oulm;flich "excusez"
bevor ick vorsichtshalber jeh',
wobei ick, weil ick rückwärts jeh'
leida die Kaltmamsel nich seh',
die Nachschub bringt für dit Buffett ...

Pommes de terres und sauce béarnaise,
fromage du pays, dessert et fraises,
salade d'la mer e vinaigrette:
- allet ruff uff 's Chemisette!

Na ja, tres triste und ick enteile,
sinniere noch 'ne janze Weile
und denke so "O quell malheur"
Französisch is ma doch zu schwer

Nehmt 'ne Alte

frei nach Otto Reutter "Nehm' 'sen Alten" (1927); Spezial-Text: Thomas Schmitt (2021)

'S kommt in allen Tagesschauen:
's gibt mehr Männer als wie Frauen.
Darum rat' ich allen Herr'n,
mal die Augen aufzusperr'n.
Aber bitte sich begnügen,
's kann nicht jeder 'n Model kriegen.
Glotzt mal nicht so wählerisch
nur nach der, die jung und frisch.

Nehmt 'ne Alte, nehmt 'ne Alte,
so 'ne alte wohlbestallte,
so' ne Witwe mit Pension,
sehr begehrt ist die Person.
Nehmt 'ne Alte, nehmt 'ne Alte,
ist sie etwas aufgefrischt,
ist sie besser als manch' Junge
und stets besser als wie nischt!

Ist die Frau dann auch kein Engel,
Hauptsache, sie ist kein Bengel.
Ließ die Jugend sie im Stich,
um so mehr schaut man auf dich.
Trägt sie auch 'ne Kittelschürze,
nun, in der Schürze liegt die Würze.
Oder hat sie 'n Doppelkinn,
gut, dann greift man doppelt hin!

Nehmt 'ne Alte, nehmt 'ne Alte,
hat sie auch schon manche Falte,
Die ist nur am Kopf zu seh'n,
's andre ist vielleicht noch schön.
Nehmt 'ne Alte, nehmt 'ne Alte,
ist sie auch schon dick und breit,
'ne Junge müßt ihr erst noch fütten
und die habt ihr schon so weit!

Die Jungen lassen sich schwer fassen,
wenn wir 'n Macho raushäng'n lassen.
'Ne Alte gibt dir 's Portemonnaie,
macht de Betten, kocht Kaffé.
'ne Junge küßt zwar heiß und mächtig,
doch ihr Tempo hält man echt nich
lange durch, und wenn die parkt
kriegste gleich 'n Herzinfarkt.

Nehmt die Alten, nehmt die Alten,
die versteh'n, gut hauszuhalten.
Die Jungen sind oft unbedacht,
laut und schnell, drum gebt bloß acht!
Nehmt die Alten, nehmt die Alten,
die neh'm uns nich mehr so aus,
die woll'n keine Kind mehr,
und so kehrt Ruhe ein im Haus.

Drum, könnt ihr kein' Backfisch haben,
dann bescheidet euch, ihr Knaben.
Wie wär 's, wenn ihr zu Hause bleibt,
und 's mit den eignen Frauen treibt?
Da müßt ihr euch nicht verbiegen
oder betteln um 's Vergnügen.
Und haut mal was nicht hin
steht 's nicht gleich bei Facebook drin.

Nehmt die Alten, denn die Alten
freu'n sich, wenn wir zu ih'n halten.
Trotz des Vorsprungs werd'n die eben
uns gewiß noch überleben.
Nehmt 'ne Alte, nehmt 'ne Alte,
die bleibt treu und stets zu Haus.
Und darauf könnt ihr ein'n lassen,
die spannt uns auch keiner mehr aus!

Meine Diät

Text: Thomas Schmitt (2008) / Musik: Frank Sültemeyer

Ihr fragt euch, wie schaff ich es bei all den Bieren
und Bouletten die Figur zu stabilisieren.
Nun, ich halt' mich dabei stets an das Gesetz
der Thermodynamik. Das erklär ich euch jetzt!

Unser Physiklehrer sagte einst, dass er
eine Kalorie braucht, um ein Gramm Wasser
um ein Grad Celsius zu erhitzen.
Das riß zwar damals kein'n von den Sitzen.

Doch wenn wir ein Glas eiskalten Gesöffs
austrinken, muß unser Körper betreffs
Temperaturausgleich 7.400
Kalorien aufbringen. Also 200 ...

Gramm H2O mal 37
Grad Temperaturunterschied. Wer fleißig
mitgedacht hat und hier nicht pennt,
ahnt, was da der Organismus verbrennt:

Um die Körpertemperatur konstant zu halten
nutzt unser Körper einen uralten
Trick: er verheizt unser Körperfett.
Als Energiequelle ist so ein Bauch ganz nett!

Ich zähl' keine Punkte, ich trenn' keine Kost,
das Sauerkraut kommt mir nicht in den Most,
und Ballaststoffe hab ich schon genug,
ohne daß ich noch welche im Müsli such.

Ob mag'res Filet oder fetter Schinken,
Das bißchen, was ich eß', verbrennt beim Trinken!

Soweit die Theorie. Aber jetzt mal'n Beispiel:
Eine Flasche Bier aus dem Tiefkühl-
fach, verbrennt 15.000 Kalorien.
Okay, davon muß ich den Nährwert des Biers abziehen:

Also tausend Kalorien für 500g Bier.
Unter'm Strich betrachtet verlier
ich beim Verzehr einer Gerstenkaltschale
vierzehntausend Kalorien mit einem male.

Je kälter das Bier, um so größer der Verlust.
Und habt ihr geahnt oder gar gewusst,
daß wir beim Radeln, beim Sex und beim Rennen
nur hundert Kalorien pro Stunde - respektive Orgasmus - verbrennen?

Ich hab' noch niemals die ganze Nacht
immer nur Liegestütze gemacht.
Bei einem Sport bin ich stets gut gewesen:
Einarmiges Reißen am Frischbiertresen.

Man sieht mich nie schwitzend in Turnschuh'n hinken,
das bisschen, was ich lauf', kann ich auch trinken!

Doch man muß auf der Hut sein! Die Gefahr lungert
stets in der Nähe, und das ist der Hunger.
Eine heiße Boulette führt uns im Nu
durch Wärmeenergie Kalorien zu!

Die Thermodynamik lässt sich nicht belügen!
Gut, daß wir über Gegenmittel verfügen.
Wer zugehört hat, der erkennt die Zeichen:
Heißen Braten mit kalten Bieren ausgleichen!

Seitdem ist mir nie mehr beim Essen bang'.
Ich hab' 'n Bouletten-Abonnement.
Lauft ihr nur immer den Trimmpfad lang,
Ich hab's gemütlich und trink mich schlank.

Während and're mit Hungerödemen rumlaufen
Freß' ich und weiß, das geht weg vom Saufen!

Beim Arzt

Text: Thomas Schmitt, nach einem Witz (2021) / Musik: Frank Sültemeyer

Eine Frau kommt zum Doktor und fragt den Mann,
ob der sie nicht mal untersuchen kann,
sie fühlt sich so schlapp, daß sie dauernd einnickt.
Da hat der sie gleich zum Labor geschickt.

Nachdem man sie gründlich durchgecheckt hatte,
steht sie bald wieder beim Arzt auf der Matte.
Der sagt und kratzt sich dabei hinter'm Ohr:
"Ich habe hier den Bericht vom Labor.

Ich bitte erst einmal, wenn sie gestatten,
um ein Gespräch mit ihrem Gatten."
Sie geht nach Hause wie unter Schock
und schickt ein'n Tag später ihr'n Alten zum Doc.

Der Arzt nimmt den Gatten zur Seite und meint:
"Sie müssen jetzt beide gaaanz tapfer sein!
Ihre Frau ist sehr krank und braucht sie jetzt sehr
um gesund zu werden. Der Fall ist prekär:

Wenn Sie der sogenannten Ehepflicht
nicht täglich nachkommen, schafft sie es nicht!"
Der Mann erhebt sich schweigend und geht,
bis er schließlich vor seiner Haustüre seht.

Und bei seiner Frau, die ihn aufgeregt fragt:
"Und, was hat denn der Doktor gesagt?"
denkt er, eh du dir den Abend verdirbst,
bleib' bei der Wahrheit, und sagt: "Du stirbst!"

Das hab'n wir uns verdient

Text: Thomas Schmitt (2021) / Musik: Frank Sültemeyer

Der Volksmund sagt, es hat im Leben alles seinen Preis
und jeder kriegt was er verdient, ohne Schweiß kein Preis.
Ich frage mich manchmal, ob das der Wahrheitsfindung dient
und am Ende wirklich jeder kriegt, was er auch verdient.

Hatten wir als Kinder mal so richtig was verbockt,
was selbst die coolsten Eltern aus der Reserve lockt,
gab's maximal 'n Arschvoll und die Strafe war gesühnt
doch wir wußten ganz genau, das hab'n wir uns verdient!

Das hab'n wir uns verdient, das steht uns doch wohl zu!
Das hab'n wir uns verdient, er, sie, es, ich und du!

Wer täglich seinen Job macht, kann am Wochenende ruh'n
und im Urlaub eine Reise machen oder sonst was tun.
Wenn wir Euch zum Lachen bringen, bis selbst der Griesgram grient,
bekommen wir 'ne Gage, das hab'n wir uns verdient!

Säße ein Politiker zurecht im warmen Nest
weil er sich an seinen Wahlversprechen messen läßt
Schrieb ein Journalist die Wahrheit und nicht maingestreamt
dann könnten beide sicher sein, das hab'n wir uns verdient!

Das hab'n wir uns verdient ...

Ein hohes Tier macht einen Deal, der hat sich mal gelohnt
Und die, die dafür zahlen müssen, hat er nicht geschont
War er auch nicht ganz fair, doch wenn's dem Zwecke dient?
Dann sahnt er ab und glaubt im Ernst, das hat er sich verdient!

Wir beuten den Planeten aus und haben ihn vermint
Und wenn der uns um die Ohren fliegt ...
Das hab'n wir uns verdient ...

Oh, Mama!

Text und Musik: Thomas Schmitt; Arr.: Frank Sültemeyer / CD "Radio M.T.S." 1998

Denk ich an mein Leben, denk ich an dich,
denn du hast es mir einst gegeben
Ich machte dir deines schwer aber süß oder nich?
Was ich auch tat, ohne dich ging alles daneben
Immer wenn ich in Not war, rief ich nach dir
Nicht immer warst du da, doch ich verzeih
Heut' steh ich wieder in deiner Tür
Mama, koch noch einmal diesen Brei

Mama, heut nehmen wir Abschied, Mama, heut ist es soweit
Meine Augen sind feucht und ich denke zurück an die schöne Zeit

Weißt du noch Mama, wie ich dir damals kurz vor der Einschulungsfeier vor dein Lieblingsschienbein trat?
Ich habe mich hinterher so geschämt. Das war wohl auch der Grund dafür, daß ich mich ein Jahr später das erste mal sinnlos besoff.
Doch du sprachst kein verletzendes Wort.
Du knietest dich hin und wischtest schweigend alles auf.
Und wie mir heute scheint, hast du dabei sogar dankbar gelächelt.


Mama, heut nehmen wir Abschied, Mama, heut ist es soweit
Meine Augen sind feucht und ich denke zurück an die schöne Zeit

Und weißt du noch, wie ich Papas Pfeifensammlung habe schwimmen lassen? Aber du hast mich nicht verpetzt. Nein! Du hast den Spieß umgedreht und ihm, dem alten Sack, das Rauchen verboten.
So warst du - Schubidu!


Niemand konnte so wie du beim Zwiebelschälen weinen
Niemand wusch mich so wie du - hu - hu!
Komm manchmal zum Fenster putzen -
egal was andre meinen
und Weihnachten schreib ich dir ein Paket. Du!

Mama heut nehmen wir Abschied, Mama heut ist es soweit
Ein Wohnklo mit Nische steht im Altersheim für dich bereit ...

Abschied

Text: Thomas Schmitt (2023) / Musik: Frank Sültemeyer

Tschüssi, adieu, nun isses vorbei!
Es war uns wieder mal nicht einerlei,
daß wir uns in Deinem Laufwerk drehen durften,
wo sicher schon ganz andre Künstler surften:

CD's von Leuten mit Pep und Chic,
Klassiker oder auch Marschmusik,
was für's Herz oder was für die Hämorrhoiden -
bekanntlich sind die Vorlieben verschieden.

Doch war das hier gar nicht nach Deinem Geschmack,
wirf die Plastikteile in den Gelben Sack,
Heft und Hülle kommen in die Papiertonne rein
und auf die Scheiben passen prima zwei Gläser voll Wein!

Zum Wohl, habt Euch lieb und bleibt gesund!


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